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  • Der Tumor aus dem Labor

  • Bauchspeicheldrüsenkrebs ist ein aggressiver Tumor, der sich nur schwer behandeln lässt. Der Onkologe Ralph Fritsch und die Pathologin Chantal Pauli suchen nach neuen Therapien. Sie nutzen dazu Tumor-Organoide – im Labor gezüchtete «Kopien» von Tumoren.

  • «Eine seltene Mutation war mein Glück.»

    Für Yvonne Senn* war die erste Diagnose niederschmetternd: Ihr Bauchspeicheldrüsenkrebs konnte nicht operiert werden, da er lebenswichtige Blutgefässe umschloss. Aber die 42-Jährige hatte Glück im Unglück: Die Zellen ihres Tumors wiesen eine seltene Genmutation auf und sprachen dadurch ungewöhnlich gut auf bestimmte Chemotherapien an.

    Rund 1400 Menschen erkranken wie Yvonne Senn jährlich in der Schweiz an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass bis im Jahr 2030 Bauchspeicheldrüsenkrebs nach Lungenkrebs die Tumorform mit der zweithöchsten Mortalitätsrate sein wird. Bis heute gibt es nur in seltenen Fällen eine wirksame Behandlung für diese aggressive Tumorart, die schon früh Metastasen bildet.

    Neue Therapieansätze sind deshalb enorm wichtig, um die Überlebensaussichten der Patientinnen und Patienten zu verbessern. Daran arbeiten die Forschungsgruppen von Ralph Fritsch von der Klinik für Medizinische Onkologie und Hämatologie und Chantal Pauli vom Institut für Pathologie und Molekularpathologie des Universitätsspitals Zürich (USZ).

    Sie verwenden einen Ansatz, der weltweit noch in der Phase der Erforschung steht, aber vielversprechend ist: Organoide. Das sind im Labor gezüchtete Gewebe, die einem Organ oder beispielsweise einem Tumor nachempfunden sind. Im Falle von Krebspatienten wird dazu bei einer Gewebeprobe oder Operation ein Stück des Tumorgewebes als Basis verwendet. «Daraus lässt sich eine Art Kopie des individuellen Tumors einer Patientin oder eines Patienten züchten», erläutert Oberärztin Chantal Pauli.

    Die Forschenden haben am USZ eine Biobank mit 50 solchen Organoiden zu Bauchspeicheldrüsentumoren aufgebaut. Diese wollen sie jetzt nutzen, um neue Therapien für Krebspatienten zu finden. Die Idee: Statt Wirkstoffe direkt den Erkrankten zu verabreichen, werden sie zuerst an den Tumor-Organoiden getestet. «Wir hoffen, auf diesem Weg ohne Belastung für die Patientinnen und Patienten neuartige Behandlungen zu finden», sagt Ralph Fritsch.

    In ihrem Forschungsprojekt wollen sie die Methode prüfen und zahlreiche Substanzen testen. Ziel ist es, damit die Grundlagen zu legen, um Patientinnen und Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs in einer anschliessenden Studie personalisierte Behandlungen anbieten zu können – basierend auf Tests an ihren individuellen Organoiden. Wenn es klappt, könnte diese Form der Präzisionsonkologie endlich bessere Aussichten auf eine wirksame Behandlung ermöglichen. Damit mehr Patientinnen und Patienten wie Yvonne Senn geholfen werden kann. Sie hat gut auf die Chemotherapie angesprochen und ist seit mehreren Jahren tumorfrei.

    *anonymisiert

    Finanzierung 100%

  • Projektleitung
  • Dr. Ralph Fritsch

    Oberarzt meV

    Klinik für Medizinische Onkologie und Hämatologie
    Universitätsspital Zürich

  • Prof. Dr. Chantal Pauli

    Oberärztin

    Institut für Pathologie und Molekularpathologie
    Universitätsspital Zürich

  • Förderpartner
  • Iten-Kohaut-Stiftung