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Die Hoffnung zurückgeben
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Hämatologe Alexandre Theocharides sucht nach neuen Wirkstoffen gegen eine seltene Form von Leukämie. Denn zahlreiche Betroffene sprechen nicht auf die herkömmliche Behandlung an oder erleiden einen Rückfall.
- «Ich sitze wieder fest im Sattel.»
Triathlet, 45-jährig, mitten im Leben. Dass der plötzliche Leistungseinbruch und das Nasenbluten Zeichen einer lebensbedrohlichen Krankheit sind, war für Moritz Zgraggen* ein Schock. Das Blutbild zeigte: Er leidet an akuter myeloischer Leukämie (AML), einer seltenen Form von Blutkrebs. Rund 400 Personen erkranken jährlich in der Schweiz daran. AML tritt eher bei älteren Menschen auf, kann aber jeden treffen. Bei diesem Krebs verdrängen Leukämiezellen die gesunden Blutzellen und stören die Entwicklung neuer Blutzellen im Knochenmark. Ohne Behandlung droht der Tod.
Bei Moritz Zgraggen* wird sofort die Behandlung eingeleitet: Chemotherapie und eine anschliessende Transplantation von Blutstammzellen eines passenden Spenders, um auch die letzten Krebszellen zu eliminieren. Nur so können Betroffene auf Heilung hoffen. «Bei 85 Prozent der Patienten wirkt die Chemotherapie», sagt Alexandre Theocharides, Oberarzt an der Klinik für Medizinische Onkologie und Hämatologie des Universitätsspitals Zürich (USZ). Doch rund 15 Prozent sprechen nicht darauf an – was auch eine Transplantation verunmöglicht. Ihre Prognose ist düster, für sie gibt es nicht genügend wirksame Arzneistoffe. Auch nicht für bereits therapierte Patienten, die einen Rückfall erleiden – das sind rund die Hälfte.
Für diese Menschen sucht Alexandre Theocharides nach neuen Arzneien. Er arbeitet dabei mit dem Systembiologen Berend Snijder der ETH Zürich zusammen, der die Methode der Pharmakoskopie entwickelt hat. Damit kann mithilfe modernster, vollautomatischer Mikroskopie die Wirkung von über hundert potenziellen Arzneistoffen auf Leukämiezellen gleichzeitig untersucht werden. «Manuell ist eine Analyse mit so vielen Parametern und Patientenproben unmöglich», sagt Theocharides.
Auch nach Immuntherapien werden die Forschenden suchen, solche werden bei der akuten Leukämie bisher kaum eingesetzt. Unterstützt wird Alexandre Theocharides in seiner Arbeit durch eine Schenkung der Iten-Kohaut-Stiftung an die USZ Foundation. «Ich hoffe, neue Wirkstoffe zu finden und in Zukunft am USZ die erfolgversprechendste Therapie für jeden Patienten individuell bestimmen zu können», so Theocharides. Damit könnte er jenen Betroffenen die Hoffnung zurückgeben, bei denen die Chemotherapie nicht wirkt oder die erneut erkranken.
Moritz Zgraggen* hatte Glück: Chemotherapie und Stammzelltransplantation schlugen an. Er lebt heute, fünf Jahre später, ohne Krebs.
*anonymisiert
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Finanzierung 100%
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Projektleitung
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PD Dr. Alexandre Theocharides
Oberarzt
Klinik für Medizinische Onkologie
und Hämatologie
Universitätsspital Zürich -
Prof. Dr. Berend Snijder
Forschungsgruppenleiter
Institut für Molekulare Systembiologie
ETH Zürich
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Förderpartner
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Iten-Kohaut-Stiftung