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  • Richtig erkannt

  • Entsteht in einem Herzkranzgefäss ein Riss, kann dies zu einem Herzinfarkt führen. Insbesondere schwangere Frauen sind davon betroffen. Der Kardiologe Christian Templin leitet ein internationales Forschungsprojekt, um die Erkrankung besser erkennen und behandeln zu können.

  • «Dank der Untersuchung bin ich beruhigt.»

    Anna Bühler* war mit ihrem zweiten Kind schwanger, als sie auf einem Spaziergang einen stechenden Schmerz in Brust und Bauch verspürte. Die 34-Jährige eilte in die Notaufnahme des Universitätsspitals Zürich (USZ), wo ein Herzinfarkt diagnostiziert wurde. Sie erlitt allerdings keinen klassischen Herzinfarkt. Auslöser war ein Einriss der innersten Schicht eines Herzkranzgefässes, eine sogenannte spontane Koronaraortendissektion (SCAD). Dabei staut sich Blut an und verengt oder verstopft das Gefäss, wodurch es zu einem Herzinfarkt kommt.

    «Die Krankheit ist schwieriger zu diagnostizieren als ein klassischer Herzinfarkt und wird deshalb nicht immer erkannt», sagt Christian Templin, Leitender Arzt an der Klinik für Kardiologie am USZ. Man schätzt, dass rund 600 Menschen in der Schweiz jährlich von der seltenen Krankheit betroffen sind. Als Risikofaktoren werden körperlicher und psychischer Stress vermutet. Vielleicht sind darum überdurchschnittlich oft Schwangere betroffen – denn eine Schwangerschaft ist eine grosse Umstellung für den Körper und die Psyche einer Frau.

    Vorläufig sind dies aber erst Hypothesen, denn noch stellen sich Fragen wie: Wie genau kommt es zu einem solchen Riss? Bei welchen Patientinnen und Patienten verheilt der Riss von selbst und wer benötigt einen Kathetereingriff, um das Blutgefäss wieder zu öffnen? Rund ein Drittel der Betroffenen muss im Laufe des Lebens zudem mit einem weiteren Vorfall rechnen – auch dabei ist unklar, welche Risikofaktoren eine Rolle spielen.

    Um diese Fragen zu klären, ist Forschung nötig. Da es sich um eine seltene Krankheit handelt, ist internationale Zusammenarbeit besonders wichtig, um genügend Fälle untersuchen zu können. Christian Templin lanciert deshalb am USZ ein internationales SCAD-Register. Rund 60 Herzzentren in 16 Ländern haben bereits ihr Interesse bekundet, mitzumachen und Fälle von SCAD zu melden sowie Gewebeproben für eine Biobank zur Verfügung zu stellen.

    Unterstützt wird das Team von Christian Templin bei seinem Vorhaben durch eine Schenkung der Iten-Kohaut-Stiftung an die USZ Foundation. Ein wichtiges Ziel des Projekts ist es, Biomarker im Blut zu finden, um die Krankheit einfacher diagnostizieren und besser vom klassischen Herzinfarkt unterscheiden zu können. Zudem soll das Register das nötige Wissen für die bestmögliche Behandlung liefern.

    Anna Bühler kann der weiteren Schwangerschaft beruhigt entgegenblicken. Bei ihr hat sich das Blutgefäss wieder erholt. Sie weiss das, weil am USZ-Herzkatheterlabor immer eine Nachuntersuchung durchgeführt wird. In Zukunft soll auch dies dank Biomarkern noch einfacher möglich sein.

    *anonymisiert/Symbolbild

  • Finanzierung 60%

  • Projektleitung
  • Prof. Dr. Dr. Christian Templin
    Leitender Arzt

    Leiter Andreas-Grüntzig-Herzkatheterlabor

    Klinik für Kardiologie

    Universitätsspital Zürich

  • Förderpartner
  • Iten-Kohaut-Stiftung