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  • Blutdruck senken im Schlaf

  • Innovativ und über Nacht will der Endokrinologe Felix Beuschlein Bluthochdruck behandeln – mit Tönen im Tiefschlaf. Seine Forschung könnte vielen Betroffenen in der Schweiz helfen, weniger Medikamente zu benötigen.

  • Sleeploop
    «Ich kann mich gesundschlafen.»

    Ein Leben lang Tabletten nehmen: Damit hatte René Zwygart* nicht gerechnet, als er zur ärztlichen Kontrolle ging. Der 59-Jährige fühlte sich gesund, nur das Treppensteigen brachte ihn ausser Atem. Genau dies ist das Tückische: «Hoher Blutdruck macht lange keine Beschwerden. Unbehandelt kann er aber langfristig etwa zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall führen», sagt Felix Beuschlein, Chefarzt und Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Klinische Ernährung des Universitätsspitals Zürich (USZ). Er erforscht hormonbedingte Erkrankungen, zu denen auch der hormonell bedingte Bluthochdruck gehört.

    Das bedrohliche Szenario betrifft viele in der Schweiz: Bei jedem vierten Erwachsenen wird das Blut mit zu viel Druck durch die Arterien gepumpt, ab dem 70. Lebensjahr bei jedem zweiten – denn mit zunehmendem Alter sind die Blutgefässe nicht mehr so elastisch. Zur Standardtherapie von Bluthochdruck gehören Diät, Bewegung und Medikamente – oft mit Nebenwirkungen wie Husten, Durchblutungsstörungen oder Impotenz.

    Felix Beuschlein hofft, Bluthochdruck künftig im Tiefschlaf senken zu können. In dieser Schlafphase werden biologische Funktionen reguliert, unter anderem der Blutdruck: «Weniger Stresshormone werden produziert, die Aktivität des Nervensystems nimmt ab, Herzfrequenz und Blutdruck sinken», so der Arzt. Durch das «Abtauchen» ist der Blutdruck auch am Folgetag tiefer.

    Felix Beuschlein will darum die Tiefschlafphase mithilfe eines neuartigen Headsets verlängern: Über den Kopfhörer wird während der Tiefschlafphase ein leises Rauschen abgespielt, das nicht aufweckt und den Tiefschlaf nachweislich verlängert. Den richtigen Zeitpunkt für das Senden des Tonsignals erkennt ein integriertes Hirnstrom-Messgerät an den grossen, langsamen Gehirnwellen im Tiefschlaf.

    «Der Effekt der Töne auf die ‹Slow Waves› der Patienten wird gemessen, und ein selbstlernendes Programm passt die Stimulation laufend an», erklärt Felix Beuschlein. Entwickelt hat das Gerät Walter Karlen, Leiter des Labors für Mobile Gesundheitssysteme der ETH Zürich, für das interdisziplinäre Medizin-Innovationsprojekt «SleepLoop». Felix Beuschlein testet die Neuentwicklung nun klinisch und wird dabei durch eine Schenkung der Iten-Kohaut-Stiftung an die USZ Foundation unterstützt.

    Der Arzt hofft, in einigen Jahren Bluthochdruck per Headset therapieren zu können. Damit Betroffene wie René Zwygart ihren Blutdruck zu Hause im Schlaf senken können – im Idealfall ganz ohne Medikamente.

    *anonymisiert

  • Finanzierung 60%

  • Projektleitung
  •  

    Prof. Dr. Felix Beuschlein

    Direktor

    Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Klinische Ernährung
    Universitätsspital Zürich

  •  

    Prof. Dr. Walter Karlen

    Leiter Labor für Mobile Gesundheitssysteme

    Departement Gesundheitswissenschaften und Technologie
    ETH Zürich

  • Förderpartner
  • Iten-Kohaut-Stiftung