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  • Die Wirkung vorhersagen

  • Die Dermatologin Florentia Dimitriou und Ken Kudura von der Klinik für Nuklearmedizin wollen die Immuntherapie bei Hautkrebs personalisieren. Damit jeder Patient und jede Patientin die passende Therapie erhält – mit möglichst wenigen Nebenwirkungen.

  • «Ich vertraue auf die Therapie.»

    Das sah doch aus wie ein Muttermal! Annabelle Gschwind* hatte beobachtet, dass der dunkle Fleck auf ihrer Schulter grösser wurde, aber Hautkrebs mit ihren 54 Jahren? Die Diagnose war für sie unfassbar: Das Melanom hatte sogar bereits Ableger in der Leber gebildet.

    Schwarzer Hautkrebs nimmt in westlichen Ländern zu, gerade auch in der Schweiz. Wird ein Melanom frühzeitig entdeckt, ist die Prognose gut. Hat es aber bereits Metastasen gebildet, war die Lebenserwartung der Patientinnen und Patienten bisher tief. Hoffnung macht seit einigen Jahren die Immuntherapie. Auch Annabelle Gschwind wird jetzt so behandelt. Mit künstlichen Antikörpern werden dabei die Abwehrzellen des Immunsystems aktiviert. Leider attackieren sie in der Folge nicht nur Krebszellen, sondern auch gesunde Körperzellen. Fast immer treten deshalb Nebenwirkungen auf – etwa Hautausschläge oder Entzündungen von Schilddrüse, Leber oder Darm. Ausgelöst werden diese unter anderem durch bestimmte Eiweisse im Blut, sogenannte Zytokine.

    Solche Nebenwirkungen zu vermeiden ist das Ziel von Florentia Dimitriou von der Dermatologischen Klinik am Universitätsspital Zürich (USZ): Die Assistenzärztin analysiert dazu das Blut von rund 200 Patientinnen und Patienten, die eine Immuntherapie erhalten. Ihre Hypothese: Jede Person weist ein individuelles Muster auf, welche Zytokine im Blut aktiviert sind. Entsprechend lässt sich am individuellen «Zytokinprofil» auch ablesen, welche Nebenwirkungen bei einer bestimmten Person auftreten können. Bestätigt sich diese Annahme, kann man Nebenwirkungen einer Immuntherapie viel gezielter als bisher behandeln. Heute erhalten die Patienten mit Nebenwirkungen Kortison gegen die Entzündungen. Dank dem «Zytokinprofil» wird es möglich, ganz gezielt Wirkstoffe einzusetzen, die nur die aktivierten Zytokine blockieren. «Das wäre eine viel personalisiertere Behandlung», so Florentia Dimitriou.

    Neue Biomarker

    Herausfordernd ist auch die Überwachung einer Immuntherapie. Grundsätzlich lässt sich der Verlauf einer Krebserkrankung verlässlich mittels PET/CT-Bildgebung verfolgen. Markierte Zuckermoleküle, die den Patienten gespritzt werden, machen Krebszellen sichtbar, da diese viel Energie verbrauchen.

    Schwieriger ist dies bei der Immuntherapie: Auch Prozesse, die durch die aktivierten Immunzellen in Gang gesetzt werden, haben einen hohen Zuckerumsatz. «Es ist darum nicht immer klar, ob auf den Bildern ein Fortschreiten des Krebses zu sehen ist oder eine gewünschte Immunreaktion», erklärt Ken Kudura, Assistenzarzt an der Klinik für Nuklearmedizin am USZ. In den PET/CT-Bildern von Patienten mit metastasiertem Melanom versucht er, Muster für eine eindeutige Interpretation zu erkennen. Er möchte immunologische Reaktionen als Biomarker definieren, die anzeigen, ob die Immuntherapie wirkt. «Spricht jemand nicht an, könnten wir dank der Biomarker frühzeitig auf eine andere Therapie ausweichen», so Ken Kudura.

    In ihren Projekten werden die beiden Forschenden durch eine Schenkung der Iten-Kohaut-Stiftung an die USZ Foundation unterstützt. Damit Betroffene wie Annabelle Gschwind noch besser von der Immuntherapie profitieren – möglichst ohne Nebenwirkungen.

    *anonymisiert/Symbolbild

  • Finanzierung 100%

  • Projektleitung
  •  

    Dr. Florentia Dimitriou

    Assistenzärztin

    Dermatologische Klinik
    Universitätsspital Zürich

  •  

    Dr. Ken Kudura

    Assistenzarzt

    Klinik für Nuklearmedizin
    Universitätsspital Zürich

  • Förderpartner
  • Iten-Kohaut-Stiftung