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  • Heile Haut

  • Den Darm behandeln, um die Haut zu therapieren: Das Team um die Dermatologin Charlotte Brüggen erforscht einen neuen Ansatz für die Therapie von Neurodermitis. Bisher hilft Betroffenen vor allem eines: eincremen und nochmals eincremen.

  • «Mich in meiner Haut wohlzufühlen, wäre ein Geschenk.»

    Da begann es wieder, mitten im Meeting. Rita Stalder* kannte das Jucken im Nacken, ein neuer Schub bahnte sich an. Die 36-jährige Berufsfrau leidet seit ihrer Kindheit an Neurodermitis, bei der sich ihre Haut im Nacken, am Hals und an den Händen entzündet. Die chronische Hauterkrankung plagt Rita Stalder Tag und Nacht. Die Ekzeme jucken unerträglich und lassen sie nicht schlafen. In der Schweiz ist mehr als jede zehnte Person betroffen, vom Säugling bis zum Erwachsenen.

    «Eine Neurodermitis entwickelt sich über ein komplexes Zusammenspiel von Genen, Umweltfaktoren und dem Immunsystem», erklärt Charlotte Brüggen, Oberärztin an der Dermatologischen Klinik des Universitätsspitals Zürich (USZ): Der Aufbau der Haut ist verändert und ihre Schutzfunktion geschwächt. Deshalb können unerwünschte Bakterien in die Haut eindringen und sie entzündet sich. Da die Abwehrreaktion bestimmter Immunzellen zudem heftiger ist als normal, wird die Entzündung weiter befeuert. Rita Stalder versucht ihre Krankheit mit feuchtigkeitsspendenden Cremes im Zaum zu halten. «Bei starken Schüben muss man die Überreaktion des Immunsystems etwa mit Kortison in Salben oder Tabletten dämpfen», sagt Charlotte Brüggen. Eine Heilung gibt es bisher nicht.

    Die Dermatologin sucht mit ihrer Forschungsgruppe nach neuen Wegen zu einer Therapie – über den Darm. Die Darmschleimhaut ist bei Neurodermitis ebenfalls beeinträchtigt und durchlässig: Deshalb können Teile von Bakterien durch die Darmwand ins Blut und schliesslich in die Haut gelangen. Dort verstärken sie die Ekzeme zusätzlich.

    Unerforscht ist, ob auch Pilze, die in unserem Darm leben, über diese «Darm-Haut-Achse» Entzündungen fördern. Das will Charlotte Brüggen herausfinden und wird dabei durch das FreeNovation-Programm der Novartis Forschungsstiftung unterstützt. Sie untersucht, welche Pilze sich im Darm von Erkrankten ansiedeln und ob Bestandteile davon ins Blut sickern und in der Haut Entzündungen auslösen.

    «Sollte dieser Zusammenhang existieren, könnte man in Zukunft versuchen, die Pilzflora im Darm zu verändern, um Entzündungen in Körper und Haut zu behandeln», hofft Charlotte Brüggen. Ähnlich wie man heute Probiotika, also vorteilhafte Bakterien, bei entzündlichen Darmerkrankungen einsetzt. Dann könnte sich auch Rita Stalders Haut beruhigen. Und sie ruhiger schlafen.

    * anonymisiert/Symbolbild

    Finanzierung 100%

  • Projektleitung
  • Prof. Dr. Marie-Charlotte Brüggen

    Oberärztin

    Dermatologische Klinik
    Universitätsspital Zürich

  • Förderpartner
  • FreeNovation-Programm der Novartis Forschungsstiftung