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  • Zurück ins Leben

  • Magersucht ist eine lebensbedrohliche Krankheit. Die Psychiaterin Gabriella Milos sucht nach neuen Behandlungsmöglichkeiten.

  • «Ich habe wieder Pläne für die Zukunft.»

    Martina Grossen* hat in ihr Leben gefunden. Vor drei Jahren schwebte sie noch in Lebensgefahr und lag auf der Intensivstation. Die 19-jährige Maturandin war magersüchtig und wog nur noch 32 Kilogramm. Heute ist sie gesund und hat Pläne für die Zukunft.

    In der Schweiz sind rund 32’000 Menschen von Magersucht – Anorexia nervosa – betroffen, zumeist junge Frauen. Die Krankheit ist lebensbedrohlich und schwierig zu behandeln. Nur die Hälfte der Betroffenen wird vollständig geheilt, jede fünfte verstirbt an den Folgen, bei den restlichen wird die Krankheit chronisch oder sie erleiden Rückfälle. Am Zentrum für Essstörungen des Universitätsspitals Zürich (USZ) werden jährlich etwa 50 Betroffene stationär behandelt – unter anderem mit Einzel- und Gruppentherapien, Körperwahrnehmungstherapie und Ernährungsberatung.

    Seit mehr als 20 Jahren widmet sich die Ärztin Gabriella Milos bereits dieser Aufgabe. Neben der Behandlung widmet sie sich mit ihrem Team auch der Forschung zu Magersucht, um die noch zahlreichen offenen Fragen zu den Ursachen zu klären und die Therapie weiter zu verbessern. Wichtig ist Gabriella Milos dabei ein ganzheitlicher Blick: «Zu oft wird Magersucht noch als rein psychische Krankheit betrachtet: Der Stoffwechsel ist aber ebenfalls betroffen.» Fehlt es dem Körper im Lauf der Krankheit immer mehr an Fett, verändert sich auch die Hormonproduktion. Dies wiederum wirkt sich auf das Essverhalten und die Psyche aus.

    Frühe Hinweise

    Noch ist wenig erforscht, warum es einem Teil der Betroffenen gelingt, aus diesem Teufelskreis auszusteigen – und anderen nicht. So ist bislang unklar, ob sich im Gehirn Hinweise finden lassen, wie sich die Krankheit bei einer Person entwickelt. In einer Studie sucht Gabriella Milos deshalb nach neurobiologischen Hinweisen auf den Verlauf der Krankheit, die bereits am Anfang der Behandlung erkennbar sind. So könnten künftig bewusst unterschiedliche Schwerpunkte in der Therapie gesetzt werden. «Wir möchten unsere Patientinnen so individuell wie möglich behandeln», sagt die Ärztin und untersucht in der Studie mit Magnetresonanztomographie (MRI) die Hirnstrukturen von 80 Anorexie-Patientinnen sowie die Konzentration spezifischer Hormone im Blut.

    Hilfreiches Hormon

    In einem weiteren Projekt prüft das Team, ob das Medikament Metreleptin den Patientinnen hilft. Bei dem Medikament handelt es sich um das synthetisch produzierte Hormon Leptin. Dieses wird vom Körper in den Fettzellen gebildet und meldet dem Gehirn die vorhandene Fettmasse. Fällt der Leptinspiegel bei Magersüchtigen unter eine kritische Schwelle, wechselt der Körper in den Hungermodus. Körperliche Funktionen wie etwa der Herzschlag und der Hormonstoffwechsel werden heruntergefahren, zudem verschlechtert sich das psychische Befinden.

    Das Team von Gabriella Milos hat gemeinsam mit deutschen Forschenden erstmals zeigen können, dass Metreleptin dieses verhängnisvolle Geschehen stoppen kann. In einem neuen Projekt soll die Wirkung des Medikaments jetzt mit einer grösseren Zahl von Betroffenen untersucht werden. Es besteht die Hoffnung, dass eine solche Behandlung in Zukunft die Psychotherapie unterstützen kann.

    *anonymisiert/Symbolbild

  • Finanzierung 80%

  • Projektleitung
  •  

    Prof. Dr. Gabriella Milos

    Senior Consultant

    Klinik für Konsilliarpsychiatrie und Psychosomatik
    Universitätsspital Zürich

  • Kooperationspartner
  • Psychologisches Institut, Abteilung Neuropsychologie, Universität Zürich
    Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, LVR-Klinikum, Essen, Deutschland
    Abteilung Neuroradiologie, Universitätsspital Zürich
    Institut für Klinische Chemie, Universitätsspital Zürich
    Abteilung Klinische Psychologie, Universität Fribourg

  • Förderpartner
  • Palatin-Stiftung
    Cropmark AG